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Nachdem im Juni 1868 auf dem Langen See die erste Berliner Segelregatta und am 27. Juni 1880 die erste offizielle Ruderregatta auf der Strecke stattgefunden hatten, ließen sich in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts immer mehr Wassersportvereine in Grünau am Langen See nieder.

Das Sportdenkmal 1898 – 1973

1898 wurde der 100. Geburtstag von Wilhelm I. in sogenannten Zentenar-Feierlichkeiten (100-Jahrfeiern) begangen. Um ihn zu ehren entstanden Baulichkeiten, wie z.B. der Grunewaldturm an der Havel. Der „Deutsche Sport“ strebte einen eigenen Beitrag an und beauftragte den jungen, begabten Architekten Bodo Ebhardt mit der Errichtung eines Denkmals, dass die Einheit des deutschen Sports zum Ausdruck bringen sollte.

Das gelang ihm in dem er ca. 310 Sportvereine aus ca. 100 deutschen Städten gewinnen konnte, die Steine aus jeweilig einheimischen Materialien stifteten, in die Namen und der Herkunftsort eingemeißelt worden waren. Neben 150 Wassersportlichen Vereinen (Rudern, Segeln, Eissport und Schwimmen) beteiligten sich auch 75 Landsportliche Vereine (Turnen, Radsport, Fechten, Tennis-, Hundesport, etc.), 55 Pferdesportliche Vereine und 30 Jagdvereine.

Die Steine wurden in ein pyramidenförmig geschichtetes Postament eingelassen, das von einem Sandsteintempelchen bis in eine Höhe von ca. fünfzehn Metern gekrönt wurde.

Zur Dahme hin war das Denkmal als Kaiser-Wilhelm-Denkmal mit einer aus 4 Sandsteinplatten gefertigten Widmungstafel (3,50m x 1,80m) gestaltet.

Die geologische Vielfalt war ein Symbol für die Einheit des deutschen Sports, der sowohl Land-, als auch Zuchtsport repräsentierte, aber vor allem Wassersportvereine erfasste die am Beginn des 20. Jh. den Sport dominierten. (Von den 54 uns bekannten Stiftern aus Berlin, waren 23 Ruder-, 10 Segel- und 6 Schwimmvereine vertreten.)

Am 19.Juni 1897 erfolgte die Grundsteinlegung für das Denkmal im Rahmen des drei Tage andauernden Allgemeinen Deutschen Sportfestes (mit Wettkämpfen des Pferde-, Wasser- und Landsportes) für Wilhelm I. Der 19.Juni 1897 wurde zum Wassersport-Festtag.

Knapp ein Jahr später, am zweiten Tag der Grünauer Regattade, dem 12. Juni 1898, fand die Einweihungsfeier im Beisein Kaiser Wilhelm II. statt, der auf seiner Yacht „Alexandria“ angereist war.

Der Platz vor dem Denkmal erhielt die amtliche Bezeichnung "Platz am Sportdenkmal". Schon kurz nach seiner Fertigstellung entwickelte sich das Denkmal zum beliebten Ausflugsziel, gefördert durch die Eröffnung der "Gaststätte am Sportdenkmal". Schulen nutzten es im Rahmen sportlicher Veranstaltungen und patriotischer Kundgebungen.

Den Bedeutungswandel, weg vom nationalen Symbol hin zum "Sportdenkmal", verdanken wir jedoch der Nutzung des Monumentes durch viele Sportvereine für Zusammenkünfte und Feierstunden.

Warum war die Grünauer Regattastrecke als Standort ausersehen worden?

  • Der deutsche Sport begann mit einfachen Formen des Segelsports 1835 auf der Oberspree vor den Toren Berlins in Stralau.
  • Der 1836 aus Hamburg sich ausbreitende Rudersport und der Segelsport sind die ältesten Sportarten Deutschlands.
  • Die Dahme, damals auch als die „Schlidderbahn“ der Segler bezeichnet, erlebte zwischen Köpenick und der Bammelecke die erste deutsche Segelregatta.
  • Ab 1880 trugen auch die Ruderer hier ihre Regatten aus und der Berliner Regattaverein für Rudern und Segeln gründete sich 1881 in Grünau.
  • An den Kaiserregatten im Rudern nahmen auch die Segler teil, indem sie über die Toppen geflaggt die Bahnbegrenzung bildeten.
  • 50.000 Besucher erfreuten sich an dem bunten Bild, dass geboten wurde.
  • Das Sportdenkmal bildete dazu eine nicht zu übersehene Landmarke.

Den Zweiten Weltkrieg überstand das Denkmal unbeschadet. In der Zeit der deutschen Zweistaatlichkeit geriet das Denkmal mit seiner immanenten Aussage zur Einheit unliebsam ins politische Blickfeld. So wurden in den 1950er Jahren die oberen beiden Zeilen der Inschrift herausgemeißelt und im Frühjahr 1973 wurde das Denkmal im Auftrag der Organisatoren der Weltfestspiele der DDR abgerissen. Die Aussage des Denkmals passte weder in das sportpolitische Konzept von SED und Deutschem Turn- und Sportbund (DTSB) noch in die praktizierte Einschwörung der Bevölkerung der DDR auf die Politik von Partei- und Staatsführung. Wahrscheinlich passten außerdem Städtenamen aus Gesamtdeutschland und von Orten die heute in Polen liegen nicht zum Selbstbewusstsein der DDR.

Die abgerissenen Steine wurden anderweitig vermauert, auf Müllkippen gefahren oder im Wasser versenkt. Da der Abriss mehrere Tage in Anspruch nahm, haben beherzte Bürger, die den Abriss nicht sinnvoll fanden, Steine der Endlagerung entzogen. 1991 wurden vier bei einer Tauchaktion nahe des ehemaligen Standortes geborgen. Derzeit wissen wir von 11 Steinen, die den Abriss unbeschadet überstanden haben. Einige sind im Grünauer Wassersportmuseum ausgestellt.

Aus den Wassern der Dahme geborgene ...
...Steine des Sportdenkmals.

Es scheint, als sollte mit dem Entfernen des Denkmals zugleich die Erinnerung an das Bauwerk erlöschen. Doch schon Jean Paul äußerte:

Die Erinnerung ist das einzige Paradies, woraus wir nicht vertrieben werden können.

 

Als weiterführende Lektüre empfehlen wir die Broschüre
Das Sportdenkmal von Berlin-Grünau gestern, heute, morgen? von Udo Gentzen